Von der Burg zur landgräflichen Residenz
Am Donnerstag, 14. Januar 2016, machten sich 24 DiDaGo-Damen auf die Spuren der englischen Königstochter Landgräfin Elisabeth, die 1818 nach Hessen Homburg geheiratet hatte.
Es hatten sich wieder Gruppen in Groß Gerau und Darmstadt-Griesheim gebildet, die mit den Öffis gemeinsam nach Bad Homburg gefahren sind. Einige Damen reisten aber auch mit ihrem privaten Pkw an.
Leider hatte die Gruppe aus Griesheim dieses Mal richtig Pech mit der Deutschen Bundesbahn. Durch Ausfall eines Zuges konnten sie nicht rechtzeitig zur Führung da sein. Sie hatten ca. 1/2 Stunde Verspätung. An dieser Stelle möchten wir Ilse Schmank und Margrit Müller für die Organisation danken.
Modell der Schlossanlage |
Das Schloss Homburg in Bad Homburg vor der Höhe war die Residenz der Landgrafen von Hessen-Homburg und nach 1866 Sommerresidenz der preußischen Könige und deutschen Kaiser.
Der Weiße Turm, einem freistehenden Bergfried, wurde im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts erbaut und ist heute das Wahrzeichen Bad Homburgs. Seine Gesamthöhe beträgt 48,11 m.
Oberes Tor |
Über den Säulen rechts und links werden die Figuren des Mars und der Minerva
dargestellt und dann „ein wahrhaft barocker Gedanke“ (Fried Lübbecke) – aus einer
Nische sprengt auf seinem Pferd in voller Rüstung der Landgraf, von
Kriegsemblemen umgeben, heraus, unter ihm zwei nackte Gefangene.
Um 12 Uhr trafen wir uns im Vestibül des Schlosses. Hier empfing uns die Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Frau Dr. Kerstin Bußmann.
Sie führte uns in den Englischen Flügel. Hier ließ sich Landgräfin Elisabeth, Tochter des englischen Königs Georg III, 1829 ihren Witwensitz einrichten.
Es fehlen die Griesheimer Damen, die leider noch in der S-Bahn saßen |
Bevor wir die Räume besichtigten, hatte LC Edith für die Damen einen Sektempfang organisiert. Die Kosten für den Sekt sowie die Trinkgelder (Service Catering und Kunstführerin) wurden aus der Dienstagskasse bezahlt.
Die Museumsräume durften nur mit entsprechenden Filzpantoffeln betreten werden.
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Ölgemälde auf Leinwand |
Prinzessin Elisabeth von Großbritannien und Irland (* 22. Mai 1770 im
Buckingham Palace in London; † 10. Januar 1840 in Frankfurt am Main) war
ein Mitglied des Hauses Hannover und durch Heirat Landgräfin von
Hessen-Homburg.
Flur mit Frankfurter Wäscheschränken |
Zeitgeschichtlich interessant ist der „Englische Flügel“. In fast reinem
Spätklassizismus präsentiert sich das Ensemble in dem Elisabeth und
Friedrich VI. wohnen wollten. Gegen 1820 hatte sich das Paar im
Uhrturmflügel eingerichtet. Der Tod des Landgrafen 1829 hätte dieser
Absicht eigentlich ein Ende setzen müssen. Trotzdem wurde das Vorhaben
zu Ende geführt und Elisabeth richtete sich ein „Wohnappartement“ ein.
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Arbeitszimmer |
1818 heiratete Erbprinz Friedrich, der nachmalige Landgraf Friedrich VI.
Prinzessin Elisabeth von Großbritannien und Irland. Die „englische
Landgräfin“ brachte eine stattliche Mitgift in die Ehe ein.
Speisesaal |
Detail der Ausmalung des Speisesaals |
Von besonderer Ausdruckskraft ist der Speisesaal mit herrlichen
Wandmalereien im „pompeijanischen Stil“.
Auch moderne Hygiene hielt mit
einem „Wasserklosett“ (absolut neuzeit-ökologisch mit
Regenwasserzisterne) Einzug.
Dieser Flügel des Schlosses war seit 1965
wegen Baufälligkeit geschlossen, wurde aber 1995 anlässlich des 225.
Geburtstags der „englischen Landgräfin“ wieder der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht.
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Blick in den Schlossgarten |
Am 7. April 1818 fand die Trauung in London statt. Es war keine echte
"Liebesheirat", trotz gegenseitigem Einvernehmens und Respekts, es war
eine Vereinbarung, mit der beide gut zurechtkamen. "Eliza" sprach liebevoll von ihrem "Dear Fritz".
Handarbeitszimmer - zur damaligen Zeit wurde
am Hofe vorwiegend gestickt.
Als Friedrich VI. im
Januar 1820 an die Regierung kam, hatte er dank der Mitgift von 40.000
Talern und der jährlichen Apanage von 13.000 Pfund genug Geld, um den
hessen-homburgischen Haushalt zu sanieren.
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Bibliothek |
Elisabeth hingegen konnte
sich vom britischen Hof verabschieden und sich selbst verwirklichen. Sie
ließ in ihrer neuen Heimat Straßen anlegen und ermöglichte den Bau des
Gotischen Hauses, kümmerte sich um die Restaurierung und den Umbau des
Homburger und des Meisenheimer Schlosses (Wolfgangsbau) und engagierte
sich in der Armenpflege.
Schreibzimmer |
Schlafzimmer |
Die Teppichbeete zeugen von der Gartenkunst der Kaiserzeit |
Aus Großbritannien bezog sie Samen und
Setzlinge und überwachte deren Erträge in den Landgräflichen Gärten. Auch führte sie ihre künstlerischen Tätigkeiten weiter.
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Aufmerksame Zuhörerinnen |
Helga Edler und Christel Zimmermann |
Eliza, wie sie gerufen wurde, interessierte sich seit ihrer Jugend für die Malerei und genoss eine Ausbildung als Zeichnerin und Graveurin.
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Lacktafeln mit Signatur |
Ferner hatte sie intensiven Kontakt mit den Hofmalern wie Benjamin West, Thomas Gainsborough oder William Beechey sowie dem Kupferstecher Francesco Bartolozzi.
Schauvitrine |
von l.n.r.: Kaiser Franz, Landgräfin Elisabeth,
Vater von Elisabeth
Die mächtigen Zedern |
Nachdem ihr Mann 1829 unerwartet verstorben war, lebte sie mit ihrem kleinen Hofstaat abwechselnd in Homburg, in Frankfurt (hier im Hause Große Eschenheimer Straße/Zeil), London und am Hofe ihres Lieblingsbruders Adolph Friedrich in Hannover. Sie verstarb in ihrer Wohnung in Frankfurt und ist in der Gruft des Bad Homburger Schlosses beigesetzt.
Jahreszahlen und Fakten: Quelle Wikipedia
"Kunst ist Glück
Glück ist Kunst"
mit diesem Zitat beendete Frau Dr. Bußmann die sehr interessante Führung.
Frau Dr. Bußmann führte uns noch in die Orangerie, wo man die Gartenkunst verschiedener Epochen bewundern kann.
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Die Libanonzedern |
Elisabeth brachte 1818 anlässlich ihrer Hochzeit 16 Libanonzedern in Töpfen mit nach Homburg. Sie waren ein Geschenk ihres Bruders. Zwei wurden 1822 vor dem Königsflügel des Schlosses angepflanzt. Die größere der beiden Zedern hat heute einen Stammumfang von 6,40 Meter. Ihre breiteste Ausladung beträgt über 35 Meter, ihre Gesamthöhe über 20 Meter.
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Silberakazie |
In einem Gewächshaus konnten wir die zur Zeit in voller Blüte stehende Silberakazie, auch Mimosenbaum genannt, bewundern. Sie wird in ihrer Heimat Australien ein bis zu 30 Meter hoher Baum.
Im Louisensaal waren die Tische für uns
festlich gedeckt.
Der üppige Museumsbrunch konnte sich sehen lassen. Es wurden feine köstliche Schnittchen, Salate, Käse, Dessert, Kaffee und Tee angeboten. Wir ließen es uns schmecken.